News der Woche: 22.000 Waschbären in Mecklenburg-Vorpommern getötet

Schwerin – Etwa 22.000 Waschbären haben Jäger*innen in der Jagdsaison 2023/2024 in Mecklenburg-Vorpommern geschossen. Der Fünfjahresdurchschnitt liegt ebenfalls bei über 20.000 Waschbären. Die Tiere seien in mehr als 90 Prozent der Jagdbezirke zu finden, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus laut Medien Ende Mai auf einer Veranstaltung des Landesjagdverbandes. Waschbären zählen in der EU zu den sogenannten invasiven Arten. Gemeint sind damit Tiere, die ursprünglich nicht bei uns heimisch sind und nach Auffassung der EU-Kommission unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten oder das Ökosystem haben. Dem Deutschen Jagdverband zufolge siedeln sich Waschbären vor allem im Nordosten und in der Mitte Deutschlands an. Er fordert von der Politik, die Fangjagd finanziell stärker zu unterstützen. Mecklenburg-Vorpommern beteiligt sich bereits mit 50 Euro pro Falle und 100 Euro für Fallensender an den Kosten. 2023 lagen die Ausgaben dafür bei 6.650 Euro, 2024 wurden 10.700 Euro beantragt. Der Jagdverband verlangte darüber hinaus eine „Waschbärprämie“, um Jäger*innen einen Anreiz für die Jagd auf die Tiere zu bieten. Dies lassen die finanziellen Mittel des Landes laut Backhaus nicht zu.

Angebliche Bedrohung

„Es ist erschreckend, dass allein in Mecklenburg-Vorpommern so viele Waschbären Opfer von Jäger*innen sind. Tiere zu erlegen, weil sie als ‚invasiv‘ gelten, ist inakzeptabel. Die Jagd ist nicht nur grausam, sondern dazu auch noch sinnlos, da sich schnell neue Tiere ansiedeln“, sagt James Brückner, Leiter der Abteilung Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Nach Europa kamen die aus Nordamerika stammenden Waschbären über Pelztierfarmen sowie durch die gezielte Aussetzung zur Jagd. Jäger*innen rechtfertigen das Töten der Waschbären damit, dass sie für den Rückgang von Tierpopulationen verantwortlich seien und die biologische Vielfalt bedrohten. Zwar fressen Waschbären mitunter Amphibien und Reptilien. Diese bilden aber nur einen sehr geringen Anteil ihrer Nahrung. „Die Tiere fressen vor allem das, wofür sie sich nicht groß anstrengen müssen, beispielsweise Reste aus Mülleimern oder Kompostanlagen. In der Natur ernähren sich Waschbären hingegen meist von pflanzlicher Kost, Insekten oder Würmern. Der Rückgang der Artenvielfalt ist überwiegend auf den Lebensraumverlust, mangelnde Schutzmaßnahmen und den Klimawandel zurückzuführen“, so der Experte.

Friedliche Koexistenz ist möglich

Statt die Tiere zu töten, setzt der Deutsche Tierschutzbund auf eine friedliche Koexistenz von Menschen und etablierten als invasiv geltenden Tierarten sowie auf einen tierschutzgerechten Umgang. Wichtig ist, Konflikte zu vermeiden. Dazu zählt unter anderem, Waschbären nicht zu füttern und keine Lebensmittel zugänglich zurückzulassen. Zudem fordert der Verband, dass Tierheime und Auffangstationen invasive Tierarten künftig kastrieren oder sterilisieren und dann auswildern oder in erfahrene Hände abgeben dürfen – auch um die Einrichtungen zu entlasten. Der Deutsche Tierschutzbund selbst versorgt ebenfalls Waschbären in seinem Tierschutzzentrum Weidefeld.

(© Foto 1: Unsplash – Quentin Sci (Waschbär); Foto 2: Deutscher Tierschutzbund e.V. (Waschbären im Tierschutzzentrum Weidefeld))

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